Amazon Advertising bald für Vendoren und Seller gleich

Amazon hatte es schon vor einiger Zeit angekündigt und nun wird es umgesetzt: Konsequenterweise zieht der gesamte Amazon Advertising Management Bereich von der SellerCentral in die Advertising Console um. D.h. sämtliche Werbefunktionen, Anzeigen(gruppen) hinsichtlich klickbasierter Werbung (PPC) und auch die erst kürzlich gestarteten Sponsored Display Ads (quasi Amazon DSP „light“) werden sukzessive auch für Seller in einer zentralen Plattform verortet. Dieser Umzug wird laut eigener Aussage wohl einige Monate andauern, aber für alle Seller definitiv kommen. Zeitgleich kommen mit diesem „Advertising Management Umzug“ auch neue Funktionen, wie Notifications, einer neuen, vertikalen Menü-Anordnung und eine vereinfachte Multi-Account-Steuerung.

Kurz auf einen Blick – was ändert sich für Amazon Seller:

Amazon Brand Guide

  • Alle Werbekampagnen ziehen von der SellerCentral in die Advertising Console um
  • Auch Bulk-Vorgänge und Reportings ziehen um.
  • Brand-Stores und Advertising-bezogene Rechnungsfunktionen werden verlegt.
  • Neue Notification-Funktion vorhanden.
  • Neues Menü mit vereinfachtem Zugriff auf Kampagnen, Brandstores, Rechnung und Bulk-Uploads vorhanden.
  • Multi-Account-Steuerung wird einfacher.

Advertising Console – Für Vendoren nichts neues

Für Marken und Hersteller, die auf Amazon als Vendor aktiv sind, ist dieser technische Umzug relativ egal, denn sie arbeiten schon länger mit der Advertising Console, wo sie all ihre Kampagnen hinsichtlich Performance Marketing schalten. Programmatische Werbekampagnen laufen ohnehin in einer eigenen Demand Side Platform (kurz DSP) und sind davon nicht betroffen. Für Vendoren ist diese „Neuerung“ also eher unwichtig – nicht aber für die Marketplace Seller. Sie waren es bis dato gewohnt, ihre Kampagnen sowie alle ihre produktbezogenen Daten und Promotions in nur einer Umgebung, der SellerCentral, zu steuern und zu verwalten. Sie müssen fortan zwei Plattformen bedienen.

Hybride Vendor-Seller-Lösung jetzt deutlich einfacher

Schon seit einiger Zeit fahren einige Marken und Hersteller auf Amazon einen „hybriden“ Ansatz, um ihre Produkte zu verkaufen. Als Vendor ist man stark vom Einkaufsverhalten seitens Amazons abhängig. Einen direkten Einfluss auf Verkaufspreis, Sortimentsumfang und genereller Abnahmemengen hat man kaum bis gar nicht. Als Marketplace Seller dagegen hat man deutlich mehr Freiheiten und Möglichkeiten. Ganz aufgeben wollen viele Verkäufer jedoch die Vendor-Option nicht, weswegen sie parallel einen Seller-Account gestartet haben und beide Kanäle für den Verkauf nutzen.

Das Problem daran ist allerdings, dass man dann technisch gesehen zwei Advertising-Accounts verwaltet: Einen in der Advertising Console (als Vendor) und den anderen in der SellerCentral. Die Verwaltung von zwei getrennten Kampagnen-Strukturen hat dabei nicht nur einen verwaltungstechnischen Aspekt. Tatsächlich sind das für Amazon zwei verschiedene Advertiser, die gegeneinander bieten. Will man nun das gleiche Sortiment als Marke via SellerCentral und VendorCentral verkaufen, würde man sich mit zwei Werbeplattformen quasi hinsichtlich klickbasierter Kampagnen selbst Konkurrenz machen.

Der angekündigte Umzug auf nur noch eine Amazon Advertising Management Umgebung vereinfacht die hybride Vendor-Seller-Lösung aus dieser Perspektive enorm.

Advertising Console – Für Agenturen eine Erleichterung

amazon-advertising-console-menuEinem Verkäufer dürfte es fast egal sein, wo er seine Werbekampagnen schaltet, solange die Umgebung selbst die gleichen Funktionen abbildet. Sicherlich kommt nun für Seller ein weiterer Login dazu, aber sonst ändert sich im Prinzip nichts weiter. Für eine Amazon Agentur allerdings ist dieser Umzug der PPC-Kampagnen in die Advertising Console eine große Erleichterung. Eine Agentur bedient oft viele Kunden gleichzeitig und der Weg in die SellerCentral mit einem Gastzugang ist nach wie vor ein absoluter „Horror“. Denn als Dienstleister muss man hier persönlich ziemlich die Hosen herunterlassen und neben seinem gesamten personenbezogenen, demografischen Daten auch immer noch eine Ausweiskopie und sogar oftmals eine Rechnung aus seinem privaten Haushalt hinterlegen, um die Echtheit des Nutzers hinter dem Gastaccount zu verifizieren. Das dauert lange und ist viel zu „sperrig“, wenn man schlicht und ergreifend nur die Werbekampagnen für den Kunden verwalten möchte.

Der technische Umzug der PPC-Kampagnen in die Amazon Advertising Console ist also gerade für Agenturen und Freelancer eine enorme Erleichterung. Zwar muss auch hier immer noch ein Gastnutzer angelegt und freigeschaltet werden, jedoch funktioniert das in der Regel mit einem regulärem Double-Optin-Verfahren und anschließender 2-Faktor-Authentifizierung recht simpel und problemlos.

Amazon konsolidiert die eigenen Plattformen

amazon-advertising-managment-account-switcherWenn man schon länger mit Amazon Marketing, Sellern und Vendoren zu tun hat, ist dieser Umzug spannender, als er vielleicht auf den ersten Blick scheint, denn wir erleben in den letzten 1-2 Jahren immer häufiger, dass Amazon seine Plattformen und Features für Seller und Vendoren zusammenlegt, umbenennt und konsolidiert. Das ist richtig und wichtig, denn bis dato (und teilweise immer noch) herrschte diesbezüglich regelrechter Wildwuchs seitens Amazons. Dieser gerade vor kurzem offiziell bekanntgegebene Umzug der PPC-Kampagnen und Vereinfachung des Amazon Advertising Managements ist nun ein weiterer Schritt hinsichtlich vernünftiger Strukturen und Prozesse, die innerhalb Amazons ablaufen. Jeder, der schon länger mit Amazon arbeitet, weiß, wie anstrengend allein die Support-Seite ist: Seller-Support, Vendor-Manager, PCS, SVS, Account-Manager, Ticket-System – oder in einem Wort – Wildwuchs. Dies ist nun ein wichtiger und guter Schritt, langsam die eigenen Plattformen in den Griff zu bekommen und Support-Strukturen im Konzern zu verbessern und zu vereinfachen.

Zulange hat sich Amazon einzig auf dem Kredo „Consumer first“ berufen. Das ist zwar nach wie vor so, aber seine Partner und B2B-Kunden Support-technisch teils am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen, ist langfristig gesehen kein guter Weg.

Es wird mit Sicherheit nicht die letzte, größere Veränderung auf technischer Ebene gewesen sein, die Amazon hier vollziehen wird. Auch die Zusammenlegung oder zumindest Vereinfachung von Seller- und Vendor-Ebene ist langfristig gesehen möglich, wenngleich dies ein technisch wesentlich größerer und deutlich aufwendigerer Schritt wäre. Die Konsolidierung der eigenen Werbeplattformen jedoch ist schon einmal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt zu hoffen, dass sich zukünftig auch bei den hauseigenen Supportstrukturen noch einiges verändern und verbessern wird.

Autor

  • Ronny Marx

    Ronny beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Suchmaschinenoptimierung, ist regelmäßig auf Konferenzen als Speaker unterwegs und bloggt gerne über seine Kernkompetenz SEO.