Amazon Spark – Influencer Marketing für Prime-Nutzer

Dass Amazon viel mehr als ein Marktplatz ist, auf dem man beinahe jedes physische Produkte erwerben kann, zeigt sich immer mehr in den vielen neuen Diensten und Geschäftsbereichen, die Amazon startet, bzw. in die das Unternehmen vordringt. Anfänglich in einer Garage auf 3 ausgehangenen Zimmertüren gestartet ist Amazon heute ein multifunktionaler Globalplayer, der sich immer wieder neu zu erfinden scheint. Nach den Amazon Drohnen, dem Amazon Supermarkt, dem echten Amazon Bücherladen, Amazon Echo, der eigenen Amazon Flugzeugflotte und Versanddienstleistung, Amazon Fresh kommt nun wieder ein neues Highlight an den Start: Amazon Spark – das eigene Soziale Netzwerk des E-Commerce-Riesen.

So überraschend der eigene Social-Media-Dienst für die meisten erscheint, so logisch ist eigentlich dieser Launch, wenn man die strategische Ausrichtung von Amazon der letzten Jahre betrachtet. Reichweite, Angebotsvielfalt und Kundenbindung gehören zu den wichtigsten Säulen der Amazon-Marketing-Strategie. Gepaart mit dem alten und aus dem klassischen Google-SEO-Bereich bekannten Storytelling-Prinzip ist Amazon Spark eigentlich nur eine konsequente und logische Konsequenz.

Amazon Brand Guide

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Amazon Spark – cleveres soziales Netzwerk mit Storytelling-Ansatz

Ein Amazon-Kunde kauft auf der Plattform ein Produkt und erzählt mittels eigenen Bildern eine Geschichte dazu, z.B. wie er den Artikel im Alltag nutzt, wie er damit ein Problem löst oder einfach nur ein schönes Foto aus Nutzersicht. Kommt bekannt vor? Genau: Instagram. Nichts anderes passiert auf dem sozialen Netzwerk, das seit einiger Zeit zu Facebook gehört. Auch hier posten die Nutzer der Plattform oft mehrmals bewusst oder unbewusst Produkte im Einsatz. Geschieht dies gezielt und z.B. im Auftrag von Herstellern und Verkäufern, nennt sich das Ganze Influencer Marketing – ein bewährtes aber dennoch viel zu selten genutztes Mittel, um Reichweite und Sales zu steigern.

Genau hier knüpft Amazon mit seinem eigenen Social Media Dienst „Spark“ an, bei dem es ausschließlich um Amazon-Produkte geht, die im Prime-Programm erworben werden. Daher ist auch die Grundlage der Nutzung von Amazon Spark, dass man einen aktiven Prime-Account besitzt, mit dem man mindestens 50 Dollar umgesetzt hat. Dollar deswegen, weil Spark derzeit nur in den USA, sprich auf amazon.com verfügbar ist. Wie so ziemlich jedes neue Feature, bzw. neue Dienstleistung von Amazon findet der Launch immer erst in Amerika statt und wird dann früher oder später (so das Ganze dort erfolgreich anläuft) auch global ausgerollt und logischerweise auch nach Deutschland kommen.

Amazon Spark – Angriff auf Instragram und Pinterest?

Ist Amazon Spark ein Angriff auf die bestehenden sozialen Netzwerke Instagram, Pinterest & Co.? Ja und nein, denn bei Social Media geht es nicht vordergründig um Vertrieb – Millionen von Nutzern posten z.B. auf Instagram u.a. auch Urlaubsfotos, sportliche Aktivitäten, ihre Familienfotos und Haustierbilder. All das dürfte nur dann auf Amazon Spark zu finden sein, wenn hinter dem Foto-Posting auch immer ein auf Amazon gekauftes Prime-Produkt steht. Anwendungsfelder für Spark gibt es allerdings zu Hauf, denn oftmals geht es bei vielen Postings anderer Netzwerke eben um Problemlösungen von Produkten im Alltag, Beruf oder Urlaub. Neue Kamera beim Festival getestet? Neue Fußballschuhe beim Bolzen getestet? Neue Taucheruhr im Mittelmeer getestet? Wunderbar: da passt Amazon Spark als Grundlage für ein quasi produktbasiertes Social-Media-Netzwerk perfekt ins Bild.

Ein Angriff auf bestehende Netzwerke dürfte Amazon mit Spark wahrscheinlich nicht im Sinn haben, denn Influencer Marketing via Instagram und Co. spült schließlich viel externen Traffic auf den Marktplatz und erweitert damit auch die Reichweite von Amazon außerhalb der eigenen Unternehmensgrenzen. Die Tatsache, dass man als Spark-Nutzer auch gleichzeitig Amazon Prime Kunde sein muss, ist ein weiteres Abgrenzungsmerkmal zu bestehenden Netzwerken und weniger ein „Ersatz“ bzw. Alternative zu Instagram, Pinterest & Co. Fakt aber ist, dass Amazon mit seinem eigenen Social-Media-Dienst das Influencer-Marketing sehr effektiv wird nutzen können und damit neue als auch bestehende Kunden noch enger an sich bindet.

Vor kurzem hatte Amazon allerdings bereits schon einmal ähnliche Schlagzeilen gemacht, als der E-Commerce-Riese bekannt gab, an einem WhatsApp-ähnlichen Messenger namens „Anytime“ zu arbeiten. In Kombination mit einem eigenen sozialen Netzwerk wie Spark könnte sich allerdings schon einen gezielte Konkurrenz zu bestehenden Plattformen ergeben. Technisch jedenfalls ist Amazon mit seiner eigenen AWS Cloud bestens ausgestattet, um einen performanten und skalierbaren Dienst wie Spark und/oder Anytime zu unterhalten. Mit hunderten Millionen Kunden weltweit ist zudem die Nutzerbasis ebenfalls gegeben – das wird spannend.

Amazon Spark sind die Rezensionen 2.0

Wenn es einen Fakt gibt, der Amazon in den letzten Jahren so erfolgreich hat werden lassen, dann ist es das hauseigene Rezensionssystem. Speziell im Onlinehandel, wo man die Produkte seiner Wahl nicht anfassen und/oder live sehen kann, ist die Meinung anderer Käufer ein wichtiges Kaufkriterium. Durch die unglaubliche Angebotspalette von Amazon und den Millionen von Kundenrezensionen haben Kaufinteressenten eine Entscheidungsbasis auf Amazon, die es so im E-Commerce kein zweites Mal gibt.

Wie oft ertappt man sich auch selbst dabei, wie man bei seiner eigenen Customer Journey erst einmal auf Amazon die Bewertung seines Wunschartikels prüft, dort hängen bleibt und dann schließlich auch auf Amazon kauft. Man stelle sich nun ergänzend vor, dass es richtig viele und schöne Bilder ähnlich wie auf Instagram oder Pinterest gibt, welche die Amazon-Produkte richtig in Szene gesetzt bei echten Kunden im Einsatz zeigen – also eigentlich genau das, was die meisten Händler selbst zwar liefern sollten, aber entweder technisch oder logistisch nicht lösen können / wollen.

Genau an dieser Stelle knüpft Amazon Spark als erweitertes Bewertungssytem an – es sind quasi die „Next Generation“ der Amazon-Rezensionen. Du magst dein gekauftes Produkt? Cool, dann poste es doch gleich mit einem schönen Foto auf Instagram UND Amazon Spark. Gerade die Top-Rezensenten fügen ihren zum Teil recht langen Bewertungen zusätzliche Fotos bei – warum diese also nicht gleich auch bei Spark posten? Keine Frage: das Rezensionssystem wird es weitergeben, denn niemand will sich in sozialen Netzwerken seitenlange Texte durchlesen. Gerade aber für produktbezogenes Storytelling bietet sich eine eher bildlastige Plattform an – voila: Amzazon Spark!

Social Media made by Amazon – wie geht es weiter mit Spark?

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Nach einer längeren Beta-Phase ist Spark gerade erst vor wenigen Tagen in den USA gestartet. Wann der Dienst auch in Deutschland zur Verfügung steht, ist offiziell noch nicht bekannt. Erfahrungsgemäß dauert es allerdings ein paar Wochen bis Monate, bis Amazon neue Features auch in Deutschland zur Verfügung stellt. Wenn Spark in Amerika gut anläuft, ist es aber sehr wahrscheinlich, dass es noch dieses Jahr auch hierzulande gelaunched wird.

Fakt ist: Amazon Spark ist pures Influencer Marketing, also werden sich also viele aktive Influencer dafür interessieren. Die Hürde, einen Prime-Account zu besitzen um Spark nutzen zu können, dürfte für die meisten kein Problem sein und auch die Grenze von derzeit noch 50 Dollar Einkaufsvolumen hat man doch sowie mit 1-2 Prime-Bestellungen erreicht. Der Weg für Amazons eigenes produktgetriebenes Social-Media-Network dürfte damit geebnet sein.

Ob und wie erfolgreich Amazon Spark wird, hängt natürlich auch von der Weiterentwicklung der Plattform ab – technisch, also auch konzeptionell. Aktuell ist es nämlich noch nicht möglich, Videos zu posten, Storys zu teilen, Board zu erstellen oder umfangreiche Profilseiten mit Biografie und Links zu hinterlegen – kurzum: alles, was bereits auf Instagram und Pinterest möglich ist. Vieles davon dürfte aber wahrscheinlich schon im Backlog von Amazon gespeichert sein. Auch eine Vergütung von Influencern ist mit am Erfolg oder Scheitern des Netzwerks verantwortlich. Auch heute schon werden gerade Top-Influencer auf Instagram und YouTube gerade zu fürstlich mit hohen Geldsummen für „sponsored Posts“ bezahlt. Da Amazon mit Spark Influencer und Händler direkt auf der eigenen Plattform zusammenbringt und mit Amazon Pay sogar seinen eigenen Zahlungsdienst bereithält, ist es gut vorstellbar, dass auch ein hauseigenes Vergütungssystem in Spark verankert wird.

In jedem Fall bleibt es spannend und schon jetzt steht fest: ob Spark ein Erfolg wird oder ein ähnlicher Flop wird wie Google Plus – Amazon wird uns immer wieder mit solchen Dingen überraschen und weiter auch außerhalb des Marktplatzes in unser tägliches Leben vordringen. So und nun Schluss mit Amazon – ich bestell‘ mir erstmal mein Abendessen bei Amazon Fresh mit – gibt’s ja jetzt auch in Hamburg!

Autor

  • Ronny Marx

    Ronny beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Suchmaschinenoptimierung, ist regelmäßig auf Konferenzen als Speaker unterwegs und bloggt gerne über seine Kernkompetenz SEO.